5 Fragen an: Lamis, Web Development

Die IT-Branche ist auch heutzutage noch eine ziemliche Männerdomäne, doch es entscheiden sich auch immer mehr Frauen für eine Karriere auf diesem Gebiet. Über 30% der Goodgamer sind mittlerweile Frauen − damit liegen wir über dem Branchenschnitt. Eine unserer IT-Expertinnen ist Lamis, die bereits als Teenagerin in Syrien mit dem Programmieren angefangen hat. Heute, über 13 Jahre später, arbeitet sie als Backend-Entwicklerin bei Goodgame Studios in Hamburg. Wir haben sie gefragt, was sie hierher gebracht hat und welche Aufgaben sie in ihrer derzeitigen Position hat.

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1) Was machst Du in Deinem Job?

Ich gehöre zum Team 42 und arbeite in der Web Development Abteilung. Unsere Aufgabe ist es, andere Teams zu unterstützen, indem wir Anwendungen entwickeln, die ihre tägliche Arbeit erleichtern und effizienter machen. Unsere Tools automatisieren komplexe Arbeitsabläufe und vereinfachen die Verwaltung von Daten.

So haben wir zum Beispiel ein Tool für unser Customer-Relationship-Management (CRM) geschaffen, über das unser Customer-Operations-Team auf die Daten unserer Nutzer zugreifen kann. Wenn ein Spieler beispielsweise Truppen verloren hat und ein Ticket an das Support-Team sendet, nutzen unsere Kollegen das Tool, um auf alle nötigen Informationen zuzugreifen, die Situation des Spielers zu verstehen und das Problem zu beheben. Das Tool ist komplett an die speziellen Bedürfnisse von Goodgame Studios angepasst und funktioniert für alle unsere Spiele. In letzter Zeit haben wir einige neue Funktionen für das CRM-Tool entwickelt, weil unsere Studios neue Spiele produzieren, die wieder andere Technologien nutzen. Wir arbeiten sehr eng mit den Teams zusammen, um alle Anforderungen erfüllen zu können, und stellen Infomaterial zu allen unseren Tools bereit, um sie für unsere Kollegen leicht zugänglich zu machen.

Eine andere Anwendung, die wir entwickelt haben, ist unser Language Management Tool. Unsere Spiele sind in 26 Sprachen verfügbar, die alle vom Lokalisierungsteam koordiniert werden, und das Tool hilft diesem Team, die Übersetzungen zu verwalten und zu organisieren und sie dann auch in jedes Spiel einzuspeisen.

Zu meinen täglichen Aufgaben gehört natürlich auch die Instandhaltung unserer Tools. Wir prüfen zum Beispiel, ob die Software in Schuss und funktionstüchtig ist, und beheben die Probleme, die uns gemeldet werden. Außerdem entwickeln wir neue Funktionen für bestehende Tools, wenn der Bedarf da ist.

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2) Was ist für Dich das Besondere an der Arbeit bei Goodgame Studios?

Ich arbeite jetzt seit fast zweieinhalb Jahren bei Goodgame Studios und schon viele Jahre länger in dieser Branche, darum kann ich sagen: Was dieses Unternehmen wirklich auszeichnet, ist die Offenheit gegenüber neuen Technologien und die Bereitschaft, zu experimentieren und zu testen, um die beste unternehmenspezifische Lösung zu finden. In unserer Abteilung werden wir immer ermutigt, neue Technologien und Trends zu untersuchen und im Team zu entscheiden, ob sie unserer Arbeit und der von anderen Abteilungen nutzen könnten.

Mir persönlich gefällt zudem sehr, dass das Unternehmen mir die Möglichkeit gibt, meine Fähigkeiten zu erweitern und zu entwickeln, auch auf Gebieten, die nicht direkt mit meinen aktuellen Aufgaben zu tun haben. Wenn ich etwas lernen will, wird das immer von meinen Vorgesetzten unterstützt. Wir profitieren auch innerhalb der Teams extrem viel voneinander: Normalerweise arbeiten vier bis fünf von uns Entwicklern zusammen, und die meisten sind sehr erfahrene Programmierer. Wenn einer eine Frage hat, ist immer jemand da, um zu helfen. Zudem haben wir nach jedem Feature Review-Meetings, bei denen sich ein anderer Entwickler die Arbeit anschaut und wir besprechen, was man anders machen könnte. Darüber hinaus haben wir regelmäßig lockere Treffen während der Mittagspause, bei denen ein Kollege aus dem Web-Development-Team eine neue Technologie vorstellt.

3) Was hast Du vor Deiner Zeit bei Goodgame Studios gemacht?

Ich komme aus Damaskus in Syrien, wo ich bis jetzt den Großteil meines Lebens verbracht habe. Ich habe sehr jung mit dem Programmieren begonnen und mein erstes Praktikum als Entwicklerin für Flash-Spiele gemacht, noch bevor ich an der Uni angefangen habe. Mein Informatikabschluss kam ein paar Jahre später. Damals habe ich vor allem als Freelancerin für Unternehmen in Europa und den USA gearbeitet. 2008 habe ich angefangen, für den allerersten Online-Spielepublisher im Nahen Osten zu arbeiten, aber um diese Zeit herum hat leider der Konflikt in Syrien begonnen und ich musste mit meinem Mann in die Türkei ziehen. Das war ein großer Schritt, weil wir die Sprache nicht konnten und ich mit dem ganzen Land überhaupt nicht vertraut war. Aber ich hatte Glück und bekam die Chance, für ein globales Spieleunternehmen in Istanbul zu arbeiten, wo ich von den besten Programmierern lernen konnte. Dann habe ich von Goodgame gehört und es schien ein sehr vielversprechendes Unternehmen zu sein. Ich wollte schon immer in Deutschland arbeiten, weil es eines der technisch fortschrittlichsten Länder ist und eine sehr stabile Wirtschaft hat. Es ist eine tolle Chance, hier und in dieser Branche arbeiten zu können. Mir gefällt auch die Kultur allgemein sehr gut, und dass das Land die Integration von Ausländern durch die EU Blue Card erleichtert. Jetzt, da ich hier bin, gefällt es mir sogar noch besser als erwartet.

4) Welches Projekt ist Dir besonders in Erinnerung geblieben?

Das spannendste Projekt war das Language Management Tool, das ich bereits erwähnt habe, weil ich von Anfang an und mit einem wirklich tollen Team daran gearbeitet habe. Während des ganzen Prozesses mussten wir verschiedene Konzepte entwickeln und sie regelmäßig mit dem Lokalisierungsteam absprechen, um sicherzugehen, dass wir das bestmögliche Tool für sie kreieren. Bei diesem Projekt gab es besonders viel zu lernen und es kam uns allen ein bisschen vor wie unser Kind. Ich persönlich habe jeden einzelnen Moment dieses Projekts genossen und ich habe mich in dieser Zeit sogar geweigert, Urlaub zu nehmen, weil es so spannend war − im Ernst!

5) Was machst Du in Deiner Freizeit?

Neben dem Programmieren gehört das Unterrichten zu den Dingen, die mir am meisten Spaß machen. Vor einiger Zeit habe ich kurz als Lehrerin für kleine Kinder gearbeitet und dabei herausgefunden, dass mich das enorm glücklich macht, darum habe ich es in meiner Freizeit aufrechterhalten. Jetzt helfe ich dadurch hauptsächlich meinen Freunden in Syrien. Ich vermittle ihnen das technologische Wissen, das ich angesammelt habe, damit sie auch die Chance haben, im Ausland zu arbeiten. Ich denke, dass ich so meine Pflicht gegenüber den Menschen in meinem Land erfüllen kann. Im Moment unterrichte ich nur über Skype, aber ich plane eine Unterrichtsplattform auf Arabisch, wo nicht nur meine Freunde, sondern auch viele andere Menschen etwas lernen können.